Die Begegnung (#11)

Hast du alle meine bisherigen 10 Blogs angeschaut? Nicht alle? Macht nichts, du kannst das nachholen. Sie steuern nämlich auf den heutigen Blog zu und du wirst dann besser verstehen, was dieses einzigartige Weihnachtslied Stille Nacht ausmacht. Es rührt in uns um, ganz tief, ohne klar zu verstehen, wo das herkommt. Oder? Das passiert bei vielen Menschen auf der ganzen Welt so. Ist es nicht das ganz innere Gefühl, dass wir zusammengehören, dass wir nicht allein sind auf der Welt? Diese meine ganz persönliche Erfahrung will ich mit dir teilen – sonst nichts! Manche meinen, dass meine Videos wie Predigten klingen! Ach, ich kann damit leben, solange sie nicht wie von der Kanzel herab klingen! Moralpredigten gehen mir total durch den Strich, auch wenn sie noch so gescheit klingen! Ich will einfach nur teilen, was mich berührt – wirklich, sonst nichts!

Joseph Mohr hat mit seinem Weihnachtsgedicht Stille Nacht sein Lebensschicksal mit seinem Freund Franz Xaver Gruber geteilt. Eine Begegnung zweier Menschen, die auf der Welt Spuren hinterlassen hat – sie wurde Musik, die ganze Welt soll daran teilhaben! Die ersten Hörer waren die Schiffer von Oberndorf, ihre Wirtshauskumpanen, Bauern, fest geerdete Leute! – verankert im Alltag. Es war eine Begegnung zweier ganz verschiedener „Welten“! Joseph Mohr, ein Stadtkind, trifft auf das Landkind Franz Xaver Gruber. Eine quasi erotische Begegnung, aber ohne sexueller Komponente!

Ich erzählte im vorigen Blog, dass der Tod ein ständiger Begleiter Grubers war. Ich erzählte, dass die beiden gemeinsamen Kinder mit Elisabeth, seiner ersten Frau, im Kindesalter starben. Ein Töchterchen starb genau zu Weihnachten drei Jahre bevor Stille Nacht entstand! Vielleicht sollte es ein Wiegenlied sein – fürs Jesuskind und für seine zwei Töchterchen im Himmel?

Entschuldigung, jetzt werde ich ein bisschen philosophisch: die wesentlichen Veränderungen werden nicht gemacht, sie geschehen – oft in der menschlichen Begegnung, ob wir wollen oder nicht, ob uns das bewusst ist oder nicht. Daher nützen Moralaufrufe etc. gar nichts. Sie erzeugen nur ein schlechtes Gewissen und Frust, weil sie ohnehin nur unzulänglich erfüllt werden könnten. Unsere inneren Impulse bahnen sich selbständig ihren Weg. Wir sind dagegen „machtlos“! Sie sind auch ein Teil von dir! Lass sie zu, lass sie raus! Das macht dich frei! So wirst du sehen, wie einzigartig und wichtig du bist!

Gute Ideen/Theorien, Diskussionsergebnisse von Komitees etc. mögen gut und nützlich sein – wirken aber nur wirklich auf der Ebene der menschlichen Begegnung. Die eigentlichen Veränderungen geschehen dann dort von selbst.

Gruber begegnete Mohr nicht mit gescheiten Gedanken und guten Ratschlägen. Er teilte sein Schicksal – und daraus wurde Musik! Musik, die uns ins Mark dringt – auch ein Scheitern auffängt.

Auf heute umgelegt: Joseph Mohr hat nicht gesagt: „Hi Franz, mein Freund, du bist a super Musiker, I schick dir per Whatsapp a schönes Weihnachtsgedicht,  könnst net a passende Melodie dazua komponieren, es passert perfekt zum Heiligen Abend, vielleicht wird’s sogar a Hit!“

Er hätte wohl eher gesagt: „Franz, wir sind vor zwei Monaten nach Altötting gegangen. Da hab ich dir beim Gehen viel von mir erzählt, auch von meiner Wut gegen meinen Vorgesetzten, den Pfarrer Nöstler, der hoch droben in Maria Bühel thront und ganz böse Briefe über mich ans Konsistorium in Salzburg schickt: mein Verhalten sei nicht priesterlich, ich sänge nächtlicherweile im Wirtshaus, – nicht nur erbauliche Lieder, ich scherze mit dem anderen Geschlecht! …

Du, Franz, hast mir so aufmerksam zugehört. Ich hab das Gefühl, du verstehst meine Verzweiflung. Bei dir fühl ich mich wie ein anderer Mensch, wie ein Bruder! Ein Erlebnis! Teilen wir Dieses Erlebnis mit den Schiffern in Oberndorf! Du bist musikalisch, i bin musikalisch und den Leuten in Oberndorf gefällt es, wenn wir singen. Die Musik ist ja die Sprache des Teilens, es ist die Sprache, die jeder versteht, die jeder spürt. 

Eine ganz und gar zynische Frage: warum müssen wir bis zu einem schrecklichen menschlichen Tiefpunkt gelangen, damit so eine Perle wie Stille Nacht entstehen kann? Sollten wir nicht Katastrophen herbeiführen, damit wir kreativ werden können – je grauslicher, desto besser??? Schrecklich! Ich habe dazu auch keine einfache klare Antwort!

Aber eines weiß ich: Probleme sind Teil unseres Lebens. Wenn wir sie wahrnehmen, annehmen, teilen – dann wecken sie unsere Selbstheilungskräfte! Dann sehe ich, ich bin nicht allein!

Die Frage aber bleibt: warum brauche ich ein Problem, damit ich diese so grundlegende Erfahrung mache? Schau! Nicht nur Probleme verbinden. Auch die Freude verbindet! Sie kommt auf – im Leben, in der BEGEGNUNG. Vorsicht! Die Freude ist „hochgradig ansteckend“!!!

Die gemeinsame Zeit von Gruber und Mohr in Oberndorf währte nicht lange, kaum zwei Jahre. Mohr musste Oberndorf wieder verlassen. Gruber begleitete ihn nach Salzburg und widmete ihm ein Abschiedslied. Er schrieb später in einem Brief an seinen Freund in Hochburg-Ach, Andreas Peterlechner, dass sein Abschiedslied Mohr so rührte, dass er beim Abschied bitterlich weinte, sich in sein Zimmer einsperrte und sich verbat, den Rest des Tages gestört zu werden. 

Weihnachten – da berührt Stille Nacht besonders, gell?  Nach all dem, was ich dir in den vergangenen Blogs erzählt habe, wirst du Weihnachten heuer anders erleben? 

Eigentlich wollte ich dir nur sagen:

  • Wenn du im Kreis deiner Lieben Geborgenheit fühlst, denk an Joseph Mohr, der wie ein hilfsbedürftiges Kind bei all seinem dramatischen Leben im Jesuskind Geborgenheit gefunden hat. Er sah, dass er nicht allein war.
  • Wenn du einsam bist, denk daran – auch Mohr war einsam als er dieses Weihnachtsgedicht Stille Nacht schrieb und damit die ganze Welt beschenkte.
  • Wenn du in der Dunkelheit der Nacht zur Christmette gehst, dann weißt du, in der Kirche warten viele Lichter auf dich und du wirst die Gemeinschaft spüren.
  • Wenn ungeduldige Kinderaugen auf das Christkindl warten – es werden nicht nur die Geschenke sein, auf die sie sich freuen. Da steckt auch Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit dahinter!
  • Wenn du Stress hast, die Melodie von Gruber wird dich beruhigen!

Alles darf sein, auch du darfst so sein, wie du bist. Das ist die Botschaft des Christkinds!

Ich wünsche dir weit offene Ohren, damit du auch die leisen Töne, die das Leben spielt, hörst – und ein ganz offenes Herz, damit Musik in deinen Blutkreislauf hinein einfließt und du ganz DU sein kannst.

Ich wünsche dir ein FROHES FEST!

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