Für viele Menschen auf der ganzen Welt ist das Weihnachtslied Stille Nacht so selbstverständlich, dass sie gar nicht nach seinem Ursprung fragen. Es berührt einfach die Menschen tief. Das macht Stille Nacht zu dem Friedenslied.
Man schätzt, dass alljährlich am Heiligen Abend Stille Nacht weltweit von 2 Milliarden Menschen gesungen wird. Da spüren wir die Weltgemeinschaft! Was steckt denn in diesem Lied, dass es uns alle ergreift? So manchem Menschen treibt es Tränen in die Augen!
Ich glaube, in diesem Lied steckt eine unendliche Liebe, wie sie nur eine Mutter und ein Vater geben kann. Joseph Mohr wuchs ohne Vater auf. Seine Mutter, Anna Schoiber, wird ihn wohl doppelt geliebt haben, auch wenn diese Liebe nur aus Sehnsucht bestand. Sie war wohl der brennende Dornbusch, der nie verbrannte, ohne wirklich zu begreifen, dass das das Wesen Gottes ausmacht.
Joseph Mohr hat in der christlichen Botschaft zärtliche Liebe und Urvertrauen gefunden – wie ein Kind, das nicht danach fragt, wo die Liebe herkommt. Es ist wohl diese intime Liebe, die das Lied Stille Nacht ausstrahlt. Es ist nicht die Liebe eines wohlwollenden Herrschers, der vom Himmel herab Güte fließen lässt, diese Liebe ist das liebevolle Lächeln eines hilfsbedürftigen Kindes.
Joseph Mohr hat diese innige Erfahrung in ein Gedicht gelegt, zunächst nur für sich, bis er in Oberndorf einen Freund fand, mit dem er diese Erfahrung teilen konnte: Franz Xaver Gruber, Dorfschullehrer in Arnsdorf. Er hat diese Erfahrung in die universale Sprache der Musik übersetzt. Sie strahlt eine so zärtliche Wärme aus, dass sie, wie die Liebe einer Mutter oder eines Vaters, nur mit einem zärtlichen Lächeln beantwortet werden kann.
Die vielen Übersetzungen von Stille Nacht haben oft nicht viel mit dem Originaltext zu tun. In der Melodie steckt die ganze Botschaft dieses Liedes. Sie pflanzt sich in einer Sprache fort, die alle verstehen, auch in der nichtchristlichen Welt – das ist echt katholisch!
Ich wollte in meinen Blogs keine sachlichen Erklärungen über Stille Nacht zum Besten geben, sondern schlicht und einfach erzählen, was mich in Stille Nacht bewegt. So möge uns dieses Lied als Geschwister verbinden. Vielleicht begegnen wir einander auch einmal in unserem kleinen Museum in Arnsdorf?